Brigitte Windt

Texte und Illustrationen zum Selbstständigsein Berlin

Die Gelegenheit

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Vor der Gelegenheit (MuMuT#04)

Obwohl es eine Selbstverständlichkeit ist, ich tu es nicht. Da gibt es eine kleine gedankliche und emotionale Hürde, die Begrenzung! Wenn auch nur für kurze Zeit. Gut daran ist, dass ich mir mit dieser Grenzerfahrung den Schlüssel in die Hand lege für die nächste Tür, die ich öffnen möchte, für die nächste Erweiterung meines bisherigen Lebens, für Veränderung und für Wachstum. Manchmal sind es wirklich große Schritte. Oder zumindest ist es der letzte Schritt von vielen kleinen und größeren vorausgegangenen, der dann maßgeblich ist. Weil ich genau mit diesem letzten Schritt meinem Leben eine Wendung gebe. Dieser Schritt ist dann der berühmte Sprung vom Tellerrand.

 

Eine Klitzekleinigkeit

Wovon ich heute berichte, ist im Vergleich dazu eine Klitzekleinigkeit. Und doch, und das wissen Sie schon von mir, freue ich mich königlich über diese kleinen Dinge des Lebens. Es ist ist Donnerstagmorgen, 07.30 Uhr. Der Handwerker steht vor der Tür, weil er meine Etagen-Therme warten möchte. Als ich zuvor die Umgebung frei räume, damit der Zugang für ihn gegeben ist, entdecke ich leichte Rostspuren am Heizungsrohr. Diese Schwachstelle verlangt nach einer neuen Dichtung. Das ist jedoch Zusatzarbeit und dafür ein zweiter Termin notwendig.

Aha. Wir brauchen einen nächsten Termin. Wie praktisch! Meine unsichtbaren Impulse hüpfen gerade freudig hin und her. Welch eine Chance! Denn im Bad wartet auch noch eine kleine Reparatur. Seit Wochen verschiebe ich die Kontaktaufnahme mit meinem Vermieter. Es kostet mich Überwindung, ihn wegen solcher Angelegenheiten anzurufen, weil es sich immer irgendwie unangenehm anfühlt, es scheint seinerseits nie den rechten Moment zu geben für eine entspannte Kommunikation. Zumindest kommt das bei mir so an. Und deshalb ordne ich dieses Thema dem Mut zu. Es kostet mich eine kleine Portion Mut, diese spezielle Vermeidungshaltung zu überwinden und diese Art Unannehmlichkeit in Kauf zu nehmen. Wir gehen hinüber und ich zeige dem Handwerker, dass die Wechseleinstellung zwischen Wasserhahn und Dusche deutlich an Beweglichkeit verloren hat und damit das Wasser stets aus beiden Öffnungen läuft. Das ist weder angenehm noch zweckmäßig beim Duschen.

Der Handwerker wirft einen kurzen Blick darauf, murmelt etwas von Verkalkung und zu alt, macht mit seinem Handy schnell ein Foto und spricht dann aus, was ich als Chance gewittert hatte und so gerne von ihm hören wollte. Seine Firma wird die Durchführung beider Reparaturen mit meinem Vermieter abstimmen. Ich werde dann angerufen wegen des nächsten Termins. Ha, das war´s!

 

Klitzekleiner Mut

Es brauchte auf dieser Kommunikationsebene mit einer dritten Person nur eine klitzekleine Menge Mut, minimalste Überwindung, nur einen einzigen Satz gegenüber dem Handwerker, und das Problem war gelöst! Ich liebe solche Erleichterungen! Wenn die innere Wahrheit lebendig und stark ist, ist sie immer größer als ein hindernder Gedanke oder ein emotionales Hemmnis. Und, sie ist stark genug, dem kleinen mutigen Augenblick die Kraft zu verleihen, zu leben. Vorausgesetzt, ich sage Ja.

Autor: Brigitte Windt

Brigitte Windt - Texte und Illustrationen - Berlin

2 Kommentare

  1. Ich glaube der Sprung vom Tellerrand steht jetzt bei mir an 🙂 liebe Grüße Milena

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