DIE INITIALE erklärt sich selbst zur Messe für Startups und Macher mit Wachstumsambitionen. Statt mich von dieser Tonart abschrecken zu lassen, bin ich neugierig auf die Dortmunder Gründermesse. Der weitere Textverlauf relativiert sich schließlich und erklärt auch Gründerinnen und Gründer aus NRW und angrenzenden Bundesländern zur Zielgruppe. Ich bin erleichtert, auch wenn unter den Ausstellern die grauen Herren tonangebend zu sein scheinen.
Parallel zu den Ausstellern geben Referenten von 11 – 16 Uhr in Vorträgen, Foren und Workshops ihr Expertenwissen an die Besucher weiter. Die Bühnen sind in allen vier Himmelsrichtungen der Halle platziert und in die Foren Starten, Gründen, Wachsen und Wirken unterteilt. Demzufolge werde ich als Besucherin vierfach beschallt und außerdem lautstark über ein durch die Halle wandelndes Mikrofon mit Life-Interviews beeindruckt. Welch ein Geräuschpegel für Besucher und Referenten!
Im Forum Wirken gibt es Input fürs konkrete Handeln und für frauenspezifische Inhalte. Kurz vor 14 Uhr setze ich mein Headset auf. Die Tonprobe stimmt. Und los geht´s mit meinem Workshop Ich steh´zu mir – selbst und ständig! Danach, wieder frei von technischem Zubehör, führe ich Gespräche mit Gründerinnen und wünsche ihnen viel Erfolg, ganz im Sinne meines Praxishandbuches MACH DICH SELBSTSTÄNDIG!
Jetzt sehe ich mich nach Ausstellerinnen und Ausstellern um, die sich jenseits der Kategorie graue Herren, an der sich erstaunlicherweise immer noch einige Damen orientieren, auf der Messe angesiedelt haben, und finde sie. Da ist Jelena Löckner, Expertin für Storytelling, die mir, während wir an der Pinnwand Suchen und Finden unsere Aushänge platzieren, erzählt, dass sie heute bewusst das warmrote Wolljackett trägt zum Zeichen von Lebendigkeit. Am Stand des Gründerinnenzentrums Dortmund komme ich mit Doris Kasten in ein lebhaftes Gespräch über die kleinen mutigen Schritte hochqualifizierter Frauen, die schließlich zu berufsbiografischen Quantensprüngen führen und (fast) immer in einer Selbstständigkeit münden.
Den besten Messeplatz füllt WORKINN aus. Von silberner Gerüstkulisse umgeben, zu jeder Seite offen, mit herausragender Höhe aufgestellt, tummelt sich eine quirlige Gruppe von Existenzgründerinnen und -gründern. Offen wie der Stand, freundlich und interessiert gehen sie auf die Besucher zu, überreichen ihnen ihre leuchtend grünen Werbetaschen mit Infomaterial und sind schon im Gespräch, auch mit mir. Die Begeisterung der jungen Netzwerker ist ansteckend.
Am Nachmittag komme ich noch einmal hier vorbei und freue mich auf ein Gespräch mit dem Initiator. Nach Messetonart habe ich es hier mit einem Macher zu tun. Doch dieser junge Mann hat sich eben genau gegen die klassische Macherart entschieden, ist ausgestiegen aus einer viel Geld und Status versprechenden Anpassungskarriere eines Bankers auf internationalem Parkett. Trotzdem macht Tim, allerdings selbstbestimmt, und gemeinsam mit seiner Partnerin Dörte. Beide leben beispielgebend eine Unternehmensphilosophie, die auch die kleinen Schritte kleiner Selbstständigkeiten wertschätzen und diese Haltung mit Anton, der Ameise und Unternehmens-Maskottchen zum Ausdruck bringen. Dörte, Tim und Anton wollen, dass sich Einzelkämpfer bei WORKINN wohlfühlen und zu Gemeinschaften zusammenfinden, die eigene Stärke mit der der Gruppe bündeln und neue Chancen und Erfolge schaffen.
Ich finde, Tim und Dörte haben eine gute Wahl getroffen, für Standort und Konzept. Heute ist WORKINN erster Anbieter von Co-Working-Spaces im Ruhrgebiet. Das Unternehmen wächst. Das Konzept stimmt. Die Nachfrage ist sicher. Nach zwei Jahren gibt es bereits drei Standorte in Dortmund und Kamen. Ich werde WORKINN im Auge behalten und bei meiner nächsten Reise nach NRW bei Tim und Dörte vorbeischauen.
Dem jungen Unternehmen und der jungen Familie von Tim und Dörte wünsche ich sehr, dass sie ihren Kurs beibehalten: flexibel sein für Unternehmen und Familie. Weil es hier und dort um Menschen geht – und immer wieder um Selbstbestimmung!