Ecke Krefelder
Steh an der Ecke Krefelder / Alt-Moabit
Wartend auf den Montag
Hab von hier aus zwischenzeitlich das Ganze im Blick
Rundumschau sozusagen, wenn ich will
Oder Position mit Weitsicht
Wäre da nicht dieses Handicap mit der Klarsicht
Aber wer kann das heutzutage schon
Fühlt sich trotzdem gut an, dieser Überblick
Kommt ganz schön was zusammen, an der Ecke
Zwei Straßen treffen sich fast rechtwinklig
Gehst Du hier zu Fuß
Hältst Du das große Los in Händen
Die freie Auswahl sozusagen
Du kannst stehen, Dich setzen
Vorwärts, rückwärts, seitwärts gehen
Dich für den rechten oder den linken Weg entscheiden
Den Eigensinn treffen, wenn Du willst
Der steht schon mal mitten auf der Kreuzung
Blockiert bockig den Verkehr
Von hier aus sehe ich sie alle
Die Braven, Gehorsamen
Die Mit- und die Nachläufer
Die, die sich gern in den Weg stellen
Und die Übergriffigen, die überzeugt sind
Alleiniges Wegerecht zu besitzen
Die Rotsteher und Grünläufer an der Ampel
Die Kirchenväter und ihre Schäfchen
Marktsteherinnen einmal die Woche
Öko, versteht sich von selbst
Gegenüber laufen Dönerträger
Meist in Gruppen
Fettbudengänger machen sich auf Bänken breit
Während Amtsbeflissene gewichtig Akten tragen
Nur die Vorläufer entdecke ich heute nicht
Mach mich dann mal auf den Weg
Und gehe Dir entgegen
19. November 2020 um 17:28
Mama
Wir machen uns langsam auf den Weg, aber wir verabschieden uns in aller Eile. Jede von uns versteckt ihre Traurigkeit in ihrer Hosentasche. Wir sehen uns bald wieder, Mama, sage ich zu dir, meine Füße am Boden festgenagelt.
17. November 2020 um 19:19
Ich nehme das Wort Liebe für den Riss meiner Angst.