14. November 2020
von Brigitte Windt
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Sehe Dich wandeln auf X-Achsen-Wegen
Wissen sammeln in Dein Rotkäppchenkörbchen
Höre Dich gelegentlich den Wolf zitieren
Staune, wie die Kurve im Y-Stand nach oben schnellt
Großmutter, ist Dir das bekannt
Feiert, gierig verschlungen in den Bauch des Wolfes
Ewige Auferstehung
13. November 2020
von Brigitte Windt
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Heute ist Freitag Freitag der dreizehnte
Ein vielfach schöner Ereignistag
Spätmorgens reißt er die Himmel auf
Sprüht vor Vergnügen sein Blau in die Welt
Lässt Lichtfunken tanzen in meinem Büro
Kitzelt aus Deinen Tränen ein Lächeln hervor
Hab heut meine alte Matratze verschenkt
Übergebe um drei an Kurierfahrer H.
Die neue lässt erst auf sich warten
Halb vier kommt sie dann doch termingerecht
Wie schön sie ist, wie edel und wollig
Und fest ist sie, wie sie sein soll
Meinen Lebenstisch hab ich mit Öl getränkt
Wurde fein geschliffen von Profihand
Deine Zweifel, die hab ich zusammengefaltet
Zum Recyclen dann in den Müll gelegt
Sag jetzt Danke, Dir lieber Freitag, Du
Du Dreizehnter fast mitten im November
12. November 2020
von Brigitte Windt
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Vorn die Fensterfront
Hat Tageslicht, Mittagssonne, Abenddämmerung
Lichterleuchten in der Nacht
Nachtschreiberinnenstille vor dem Erwachen der Stadt
Hinten Eingang, Ausgang, Übergang
Fluchtweg, Hintertürchen, großes Portal
Wie es beliebt, sagst Du, ich spreche nicht
Verschließe mich dem Zugang, Sicherheitstür
Die Tapete zur Linken sammelt kleine Häufchen Vergangenheit
Lässt Rosenblüten ranken im Sommer durch Bücherreihen
Klopft in Morgenträumen an die Tür der Scham
Reicht meiner Feder ein Fässchen Tintenblau permanent
Ohrmuschelflüstern zur Rechten wie frischer roher Fisch
Mir reicht die Zitrone, kalibriere das Angebotsrädchen
Ganze Wortgesellschaften purzeln in den Honigtopf
Koste ihre süßen Freuden und küsse die Muse mitten auf den Mund
11. November 2020
von Brigitte Windt
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Das denkst du wohl, Mariechen
Heute springen sie nicht, die Funken
Abgeschaltet sind sie, die Jecken
Einfach abgeschaltet
Und schau mal, wie die gucken
An der Ecke vom Dom
Stumm gucken die
Alle maskiert, ausnahmslos
Dreißig ganze Tage lang dieses Jahr
Stumm bleiben die
Da quetscht sich nicht ein Allaf
Unter dem blauweißen Ding
Vor Mund und Nase hervor
Ganz Kölle im Sabbatical
Oh, Mariechen,
Jetzt sind sie wirklich jeck
Die Jecken
10. November 2020
von Brigitte Windt
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Im Traum da sah ich mich dreihändig
Gar unabhängig von einander
Worte schreiben aufs Papier
Übers Display zog ich den Kreidestrich
Im Handumdrehen der dritten im Bunde
Rührte ich ein Süppchen fein
Und löffelte munter, während ich schrieb
Parallel dazu den Käse rieb
Das Reimen strich die vierte durch
Sie war schon im Traum hinzugedacht
Übernahm für den Tag die Schlüsselgewalt
Gab das Passwort ein
Und trat über die Schwelle
Hinein ins Labyrinth der Worte und Farben
Schaut nur, hier waren sie versammelt
Strichen Wände, standen Kopf
Manche bohrten in ihren Nasen
Am Abend wurde feierlich
Zum Reigen aufgerufen
Dreihändig, stets zu dritt formiert
Glitten sie über knarrendes Parkett
Die Vierte, die mit der Schlüsselgewalt
Strich weiter empört den Reim
Doch die drei reichten einander die Hand
Und ließen, was sein muss, nicht sein