Heute laufe ich um 11 Uhr morgens. Kann ich dem Wettertest vom Balkon aus trauen, reicht nur wenig Kleidung. Das neue Funktions-Shirt liegt schon bereit. Schnell schlüpfe ich aus Jackett und Hose und bin drei Minuten später startklar. Um diese Zeit ist es schattig vor meinem Haus. Wenige Schritte weiter lacht mir die Sonne prall entgegen. Es fühlt sich an wie mittags nach einem heißen Sommermorgen. Die Wärme steht schon zwischen den Häusern. Der Fluss beteiligt sich mit Feuchte. Schon nach den ersten Metern drückt die Wärme. Der Puls steigt schneller an als sonst. Also langsamer, Brigitte! Kurzes Walken, als ich die Straße überquere. Dann laufe ich weiter. Die Luft ist voller Blütenduft und die Pollen legen sich wie Schnellflocken ins Gesicht. Auf der Spree schwimmen sie wie Badewannenschaum. Hier und da noch eine Restpfütze. Der Boden ist angenehm.
Die Betten der Obdachlosen sind noch belegt. Sie schlafen, während Passanten zu- oder wegschauen. Wie immer, ein Behälter für Spenden am Rande des Domizils. Ich sehe die imaginäre Tür in ein Reich, das ich nur schwer verstehe. Junge Menschen leben dort und ältere. Wohlfühlökonomie geht mir durch den Kopf. Arbeitende sichern die Existenz von nicht Arbeitenden. Wohlwollend. Liebend. Urteilen trennt. Von beiden Seiten. Integration? Bildung? Kultur? Offene Fragen mitten im Lauf. Es tut gut, auszuschwitzen, was kollektiv kursiert.